Brückenschlag

Gerd Kanz

Einer schroffen, zerklüfteten Landkarte gleich, ziehen sich die spröden, Krakelee-artigen Risse und brüchigen Narben wie ein mürbes, verwittertes Netz über die Tafelbilder des aus Franken stammenden Künstlers Gerd Kanz. Diese Verletzungen der Oberfläche – beigebracht mit Hammer und Stechbeitel – werden durch Öl- und Temperafarben, die sich mal kontrastreich, mal monochrom in mehreren Schichten über die Strukturen legen, geheilt. Die Grenzen zwischen Gemälde und Skulptur verschwimmen, sind nicht gewollt und eröffnen so dem Betrachter ganz neue Dimensionen. In den überaus plastischen und dreidimensional übereinander gelagerten Bögen seiner Bildskulpturen findet dieser künstlerische Ansatz seinen vorläufigen Höhepunkt. Licht und Schatten unterstreichen hier einmal mehr die Konturen und lassen eine ungeheure Raumtiefe entstehen.
Der namensgebende Brückenschlag dieser Ausstellung vollzieht sich dabei nicht nur zwischen den Objekten Bild, Tafelbild, Bildskulptur und Plastik. Auch verschiedene thematische Werkphasen werden in der Schau nebeneinander beziehungsweise gegenübergestellt. Neben architektonischen und floralen Motiven treten aus dem Gefüge abstrakter Linien einiger Werke Flügelgestalten hervor, die an Libellen oder andere Insekten erinnern. Es bedarf Zeit, in die Welten von Gerd Kanz einzutauchen. Nimmt man sich sie, wird die Begegnung mit seinen Objekten zu einem einzigartigen visuellen Erlebnis.

Frank Lorenz

1.11.2019 – 12.1.2020
Tafelbilder und Bildskulpturen
Ort:

Foyer Neuberinhaus

Vernissage:

1.11.19 19:00 Uhr

 

Gerd Kanz

Gerd Kanz

Untermerzbach/Hassberge & Pombia, Griechenland
* 1966