Architektur und Mensch
Die Räume, die der Mensch gestaltet, die Form, die er einem Baukörper, Plätzen und Straßen gibt, beeinflussen seine Empfindungen. Er besetzt diese Lebensräume, ist von ihnen angezogen, fasziniert oder lehnt sie als unbehaglich ab. Das wiederrum ist eine unerschöpfliche Inspirationsquelle für viele Künstler, die diese atmosphärischen Schwingungen aufgreifen, interpretieren und im Bild festhalten.
So auch im Falle der Schwarz-Weiß Fotografien des Geraer Architekten und Architekturfotografen Steffen Spitzner. Klein, fast verloren wirken die Menschen in oder vor den Gebäuden, die die Bilder dominieren. Nahezu menschenleer dagegen die digitalen Gemälde des Berliner Fotokünstlers Yamakasino, der vor allem die Schönheit von Profanbauten aus ungewöhnlichen Blickwinkeln in geradezu minimalistischer bis hin zur Abstraktion gesteigerten Weise in den Fokus seiner Arbeiten rückt. In den Grafiken und Collagen der Berliner Künstlerin Ursula Strozynski wird die Architektur ebenso auf das Wesentliche reduziert. Ihre fast skizzenhaften Darstellungen von Gebäuden und Stadtansichten, strahlen Ruhe und Unmittelbarkeit aus. Wie durch Kinderaugen nimmt man dagegen die farbenfrohen Häuser, Innenräume und Stadtlandschaften auf den Holz- und Linolschnitten der Leipziger Illustratorin und Grafikerin Franziska Neubert wahr. Doch das von Menschen Geschaffene wirkt menschenleer, nahezu verlassen. Allenfalls tauchen hier und dort Schatten von Personen auf, die sich begegnen oder scheinbar stumm an einander vorübergehen. Die prismatisch gebrochenen Formen, aus denen die Chemnitzer Malerin Sylvia Buschbeck ihre Straßen-, Häuser- und Stadtszenerien zusammensetzt, wirken auf den Betrachter hingegen wie ein abendlicher Spaziergang voller Melancholie und Stille.
Bei aller Unterschiedlichkeit, die den Werken der fünf Künstler eigen ist, gibt es doch eine Gemeinsamkeit: sie fordern uns auf, wieder genauer hinzusehen, uns umzuschauen, in den Räumen, in denen wir uns bewegen, die Wechselwirkung zwischen Architektur und Mensch zu erforschen und die Schönheit wahrzunehmen, die oft verborgen oder nur im Detail erkennbar ist.
Frank Lorenz
12.04.2024 – 09.08.2024
Fotografie, Grafik, Malerei
Ort:
Foyer Neuberinhaus
Vernissage:
12.04.2024 19:00 Uhr
Matinee:
29.06.2024 zum Tag der Architektur
Steffen Spitzner
eb. am 26.05.1971 in Reichenbach,
aufgewachsen in Mylau
1977-1987 POS Mylau
1987-1990 Ausbildung zum Werkzeugmacher
1990-1991 Tätigkeit als Werkzeugmacher
1991-1993 Abitur am Erwachsenenkolleg Breitenbrunn (Erzgebirge)
1993-1994 Zivildienst Volkssolidarität Reichenbach
1994–1995 Tätigkeit als Testfahrer bei FES Sachsen in Zwickau
1995-2001 Architekturstudium
Bauhausuniversität Weimar
2000-2001 Tätigkeit am Lehrstuhl für Bauklimatik (UNI-Weimar)
2002-2004 Tätigkeit als Architekt in Berlin (Generalinstandsetzung und Ausstellungsgestaltung Bodemuseum Berlin)
2004-2007 Tätigkeit als Architekt in Leipzig, parallel Beginn Tätigkeit als freier Architekturfotograf
2008 – heute selbstständige Tätigkeit als Architekturfotograf mit Sitz in Gera
Auszeichnungen
2017 „BEST OF HOUZZ AWARD 2017 – DESIGN“ an Architekturfotograf Steffen Spitzner
2019 Buchprojekt „Stralsund – Leben im Welterbe“ Vorstellung von 12 Umbauprojekten in der Altstadt von Stralsund inkl. Vorstellung ihrer Bewohner bzw. Nutzer
2020 Buchprojekt „Stadtumbau 30“ Portraits von 30 Städten in Sachsen-Anhalt, inkl. Vorstellung ausgewählter Bauprojekte mit ihren Protagonisten
für Architekten, Planungsbüros, Industrie, Museen, Künstler, Buch- und Presseverlage, etc.
Yamakasino
Matthias Brandt wurde 1978 in Bielefeld (Deutschland) geboren und fand seinen Zugang zur Kunst in der Graffitiszene.
Bereits im Alter von 15 Jahren sprühte er Auftragsarbeiten für Schulen, Begegnungszentren, Firmen und Privatpersonen.
Später sammelte er Erfahrungen in verschiedenen Bereichen der Streetart.
Von Stencil-Arbeiten bis hin zu Readymades und abstrakten Oneline-Bildern.
Seit einigen Jahren verbindet er die verschiedenen Kunststile und Eindrücke des urbanen Lebensraums in seinen fotografischen Arbeiten, Decollagen und Designentwürfen.
Die enge Verbindung zu seinen Graffitiwurzeln bleibt in seinen Werken deutlich sichtbar.
Seine Entwicklung der urban
DECOLLAGE-doubleEXPOSURE-
Sylvia Buschbeck
Die Künstlerin wurde 1965 in Karl-Marx-Stadt geboren und lebt seither in ihrer Heimatstadt Chemnitz. Schon als Kind hat sie gern und oft gemalt. Sie war Mitglied in zahlreichen Zeichenzirkel in der Schule, um zeichnerische Grundlagen und den Umgang mit Farbe sich anzueignen.
Bei ihrer Berufswahl gab ihre Begabung den Anstoß sich als Schauwerbegestalterin ausbilden zu lassen.
Nach längerer Kunstpause und der Geburt ihrer zwei Kinder setzt sich Sylvia Buschbeck seit 2004 wieder intensiv mit der Aquarellmalerei, Acryltechniken und Ölmalerei auseinander. Durch stetigen Austausch mit namhaften Künstlern erhält sie immer neue Impulse für ihre Arbieten.
Ihre künstlerisches Œuvre setzt sich vor allem mit Architektur und floren Motiven auseinander. Neben figürlichen Arbeiten setzt sie sich ebenso mit Abstrakten Motiven auseinander und möchte durch ihre Kunst zum genauen Betrachten und zur Diskussion anregen.
Seit 2022 leitet sie gemeinsam mit ihrem Mann für den Kulturverein Burgstädt die Galerie „ART FORUM“.
Auszeichnungen
2009 – erfolgreiche Teilnahme „Gemalten Sonnenberg“
2008 – erfolgreiche Teilnahme „Marianne-Brandt“ Wettbewerb
Carsten Steps
Geboren 1981 in Reichenbach, begann Carsten Steps frühzeitig seine Reise durch die Welt der Fotografie. Der Kontakt mit der damals noch analogen Technik prägte seine frühen Jahre und weckte seine Leidenschaft für das visuelle Medium. Nach seiner Ausbildung im Bereich Medienkommunikation und Media Production wurde das Festhalten von Momenten zu seiner beruflichen Heimat. Auch in seiner heutigen Tätigkeit im Bereich Marketing ist die Fotografie, in all ihren digitalen Facetten, der zentrale Anker seiner beruflichen Laufbahn geblieben.
Nach zahlreichen Einzelausstellungen stellt „Architektur und Mensch“ seine erste Teilnahme an einer Gruppenausstellung dar. Die hier präsentierten Werke stehen im Gegensatz zum fotografischen Werk, für das Carsten Steps bekannt ist. Als europaweit tätiger Event-, Festival- und Pressefotograf ist er vertraut damit, nicht nur Augenblicke festzuhalten, sondern auch sich mit einer Vielzahl von kulturellen Gegebenheiten auseinanderzusetzen. Seine Fotografien sind oft eine Mischung aus dynamischen Momentaufnahmen und der feinsinnigen Erfassung von Details, die den Betrachter für oft übersehene Aspekte der Umgebung sensibilisieren.
Beide Arten der Fotografie treffen sich jedoch bei ihm in der Isolation von Details aus ihrem Umfeld und in teilweise extremen Perspektiven. Sein Werk ist eine Hommage an die Schönheit des Alltäglichen, die Reduktion auf das Wesentliche und ein Plädoyer für die Kraft der Fotografie.