Lichter Ton

Grafiken von Kerstin Franke-Gneuß

Risse, Schollen, Brüche, Gräben, Ebenen, Furchen und vor allem Linien, immer wieder Linien – einzeln, gebündelt, zusammenlaufend, sich verknotend, auseinanderfließend, mal dominierend, mal zurückhaltend, aber immer bildprägend, geben sie doch den Werken der Dresdner Künstlerin Kerstin Franke-Gneuß ihre einzigartige Struktur. Eine Struktur, die naturinspiriert und auf unvergleichliche Weise einnehmend ist. Wie bei einem Streifzug durch Wälder, offene Landschaften, vorbei an Hängen, Seen und Auen nimmt sie ihre Betrachter mit in ihre Bilderwelt und macht sie auf Details aufmerksam. Formationen, die an abgeknickte Grashalme, dichtes Gestrüpp, Tautropfen auf einem Blatt oder Strukturen im Eis erinnern, fallen dem Betrachter ins Auge. Dabei spielen die Phänomene Licht und Geräusche eine besondere Rolle. Mit dem gesamten Graustufenspektrum der „Nichtfarben“ Schwarz und Weiß gelingt es Franke-Gneuß eine Lichtstimmung zu erzeugen, wie sie vor allem in der Monochromfotografie beheimatet ist. Nebel oder zuckende Lichtblitze, Dämmerung oder gleißendes Tageslicht vermag sie ebenso in ihre Bildsprache zu übersetzen wie Geräusche und Klänge der Natur. Blätterrascheln, Windrauschen oder Wassersprudeln werden so auf eine unvergleichliche Weise optisch erlebbar.

 

Zur Umsetzung ihrer grafischen Arbeiten nutzt sie ein bereits im 16. Jahrhundert entwickeltes Tiefdruckverfahren: die Radierung. Dabei wird eine Zeichnung auf eine lackierten oder unbehandelte Druckplatte aus Kupfer oder Zink übertragen und die Linien werden eingeritzt. In einem Säurebad werden dann diese Linien in die Platte eingeätzt. In der Folge wird gleichmäßig Druckfarbe aufgetragen und überflüssige Farbe abgewischt, so dass sie nur in den Vertiefungen zurückbleibt. Mittels einer Druckwalze können so die Farbstrukturen auf Papier übertragen werden. In langwierigen und oft experimentellen Arbeitsprozessen lässt Franke-Gneuß letztlich so Collagen aus Farbe, Licht und Tönen mit sinnlich wahrnehmbarer Wirkung und Tiefe entstehen, die auf subtile Weise die Betrachter auffordern: „Schaut hin, die Welt ist schön“.


Frank Lorenz

25.04.2025 – 08.08.2025
Grafik
Ort:

Foyer Neuberinhaus

Vernissage:

25.04.2025 19:00 Uhr

Kerstin Franke-Gneuß

Kerstin Franke-Gneuß

Dresden

1959  geboren in Meißen,
lebt und arbeitet in Dresden

1978-1984 Studium Malerei und Graphik

Hochschule für Bildende Künste

Dresden bei Prof. Siegfried Klotz

Diplom bei Prof. Günter Horlbeck

seit 1989 Mitbegründerin Dresdner
Sezession 89 e.V.

seit 1995 Atelier im Künstlerhaus
Dresden-Loschwitz

2003-2016 Technische Universität Dresden,  Galerie der Kustodie,  Universitätssammlungen.Kunst+Technik

2001 Preis Neuer Sächsischer
Kunstverein e.V.  

2016   Felix Hollenberg-Preis,
Kunstmuseum Albstadt